Die globalen Bemühungen zur Reduzierung von CO₂-Emissionen und dem Übergang zu einem Energiesystem, das vollständig auf erneuerbaren Energien basiert, sind in vollem Gange. Dabei hat sich Deutschland als attraktivster und dynamischster Markt für stationäre Großbatteriespeicher in Europa etabliert. Diese Entwicklung ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer Kombination aus technologischem Fortschritt, günstigen politischen Rahmenbedingungen, Markttiefe und einer starken Marktdynamik. Die angekündigten Zubauraten und Investitionsankündigungen in Milliardenhöhe sind beachtlich.
Die Energiewende und der Übergang zu erneuerbaren Energien haben den Bedarf an effizienten und zuverlässigen Flexibilitäten erheblich gesteigert. Stationäre Großbatteriespeicher spielen dabei eine zentrale Rolle, da sie sowohl zur Versorgungssicherheit als auch zur Stabilität von Netzen und Energiesystemen beitragen. Sie erhöhen die Versorgungssicherheit, indem sie überschüssige Energie aus erneuerbaren Quellen speichern und bei Bedarf wieder ins Netz einspeisen können. Darüber hinaus tragen sie zur Stabilisierung des Stromnetzes bei, indem sie verschiedene Dienstleistungen wie die Bereitstellung von Regelleistung erbringen.
Für die Erreichung der ehrgeizigen Klimaziele sind Großbatteriespeicher unerlässlich, da sie die Integration erneuerbarer Energien unterstützen und die Resilienz des Energiesystems erhöhen.
Was macht den deutschen Batteriespeichermarkt also so attraktiv und unterscheidet ihn von den europäischen Nachbarmärkten?
Deutschland ist der größte Strommarkt in Europa und bietet dadurch erhebliche Potenziale für den Ausbau der Energiespeicher-Infrastruktur. Im Jahr 2023 betrug der landesweite Bruttostromverbrauch 517 Terawattstunden (TWh), was deutlich über dem Verbrauch anderer EU-Staaten liegt. Zum Vergleich: In Frankreich lag der Bruttostromverbrauch bei 438 TWh, in Spanien bei 253 TWh und in England bei 286 TWh. Die Nettostromerzeugung lag mit 448,5 Milliarden Kilowattstunden gleichermaßen hoch. Erfreulicherweise stammten im vergangenen Jahr insgesamt 56 % dieser Erzeugung aus erneuerbaren Energiequellen.
Zusätzlich schreitet auch der Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland schnell voran. Und das mit ehrgeizigen Zielen: Bis 2030 sollen 80% der Stromerzeugung durch erneuerbare Energiequellen gedeckt werden. Entsprechend hoch gesteckt sind auch die Ausbaupläne: Allein die für Offshore-Windenergie sehen vor, die Kapazität bis 2030 auf 30 Gigawatt (GW) und bis 2045 auf mindestens 70 GW zu erhöhen. Im Bereich der Onshore-Windenergie soll die installierte Kapazität bis 2030 auf 115 GW steigen. Zudem ist geplant, die Kapazität der Solarenergie bis 2030 auf 215 GW zu erhöhen, mit einem jährlichen Zuwachs von etwa 22 GW an neuen Installationen.
Diese Entwicklung, deren Auswirkungen bereits heute spürbar sind, wird die Volatilitäten am Strommarkt weiter verstärken und auch weiterhin ein Umfeld mit großem Potenzial für den Einsatz von Batteriespeichern schaffen. Die Stärke von Batteriespeichern liegt in ihrer Fähigkeit, Volatilitäten im Strommarkt auszugleichen und dadurch für mehr Preisstabilität für alle Verbraucher*innen zu sorgen. Besonders wirksam sind sie in Märkten mit hohen Anteilen erneuerbarer Energien. Batteriespeicher können überschüssige Energie speichern und so helfen, Schwankungen in der Energieerzeugung auszugleichen und die Versorgungssicherheit zu erhöhen.
Der Zubau von Speichern ist dabei in Deutschland rein durch die beschriebenen Phänomene auf den Strommärkten getrieben. Er wird nicht, wie andere Technologien durch staatliche Subventionen gesteuert. Dennoch gehört die deutsche Speicherbranche zu den am schnellsten wachsenden Europas. Laut dem Szenariorahmen des Netzentwicklungsplanes 2025 prognostiziert die Bundesnetzagentur (BNetzA) einen Ausbau von 32 GW an Großspeichern bis 2037 und zwischen 36 GW und 44 GW bis 2045. Diese Annahmen werden durch eine neue Studie von Frontier Economics gestützt, die ein Wachstum auf 15 GW bis Ende des Jahrzehnts – eine Vervierzigfachung der heutigen Kapazitäten – und bis zu 61 GW bis 2050 prognostiziert. Weitere Studien, etwa von Fraunhofer ISE, TenneT oder dem Ten-Year Network Development Plan (TYNDP), bestätigen ebenfalls einen starken Anstieg im Ausbau von Großbatteriespeichern in Deutschland. Bis zur Mitte des kommenden Jahrzehnts, werden je nach Studie Wachstumsraten zwischen 27 – 48 % erwartet.
Die aktuellen Prognosen und das beobachtete Wachstum der Branche zeigen bereits heute deutlich den Übergang zu einem neuen Reifestadium. Anfänglich wurden Großspeicher hauptsächlich für kleinere Marktsegmente wie Primärregelleistung oder industrielle Anwendungen genutzt. Heute sehen wir jedoch, dass verschiedene Akteure den Ausbau von Speichern vorantreiben und diese für ein breites Spektrum an Anwendungsfällen einsetzen. Beispiele hierfür sind das Revenue-Stacking bei privatwirtschaftlichen Betreibern sowie der Bau und Einsatz von Speichern durch Netzbetreiber zur Entlastung der Netzinfrastruktur.
Neben der stark zunehmenden Greenfield-Entwicklung und Ankündigungen neuer Großprojekte in Deutschland, liegt der Fokus aktuell insbesondere auf der tatsächlichen Umsetzung der Speicheranlagen und der Lieferung der Komponenten. Dank kontinuierlicher technologischer Fortschritte werden die Energiespeicherlösungen immer effizienter, kostengünstiger und skalierbarer. Auch die Projektgrößen in Deutschland nehmen zu: Speicheranlagen bewegen sich von 10 bis 20-MW-Projekten hin zu 100 MW und mehr.
Während sich in vielen europäischen Märkten die Aufmerksamkeit auf bevorstehende Ausschreibungen und Auktionen für Energiespeicher richtet, konzentrieren sich die Marktteilnehmer in Deutschland auf Handelsgewinne auf unterschiedlichsten Märkten und die erwartete Volatilität der Strompreise, bedingt durch den hohen Anteil erneuerbarer Energien. Die Vielfalt der verfügbaren Ansätze zum Einsatz von Großbatteriespeichern bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen bei der Suche nach der wirtschaftlichsten Lösung. Besonders attraktiv wird der Betrieb von Speicheranlagen in Deutschland durch den Zugang zu verschiedenen Energiemärkten. Denn dies eröffnet zahlreiche Anwendungsszenarien und Geschäftsmodelle für den Betrieb der Anlagen
In Deutschland sind Dienstleistungsmärkte, wie der Regelleistungsmarkt weitgehend frei zugänglich. Hier können Speicheranlagen nicht nur am Intraday-Markt, sondern auch an den primären Märkten für Frequenzregelungsreserven (FCR) teilnehmen. Diese Flexibilität ermöglicht es Betreibern, ihre Betriebsarten zu diversifizieren und verschiedene Erlösquellen zu erschließen. Der Zugang zu diesen Märkten schafft wirtschaftliche Anreize und verbessert die Rentabilität der Speicheranlagen.
Im Gegensatz dazu sind die Energiemärkte in Ländern wie Italien, Frankreich oder Griechenland deutlich stärker reguliert. Hier müssen Betreiber spezifische regulatorische Anforderungen erfüllen, um an Ausschreibungen und Märkten teilnehmen zu können. Diese Einschränkungen können die Flexibilität und die wirtschaftlichen Möglichkeiten von Großbatteriespeichern begrenzen.
Die Teilnahme an verschiedenen Märkten bietet Großbatteriespeichern die Möglichkeit, nicht nur nachfragebezogen Energie zu speichern und zu verkaufen, sondern auch wichtige Netzdienstleistungen zu erbringen. Dies trägt zur Stabilisierung des Stromnetzes bei und ermöglicht es den Betreibern, weitere Einnahmequellen zu erschließen.
Die beschriebene attraktive Marktumgebung in Deutschland wird durch vergleichsweise stabile regulatorische Rahmenbedingungen unterstützt, die den marktbasierten Betrieb von Batteriespeichern fördern. Auch das hohe Maß an Rechtssicherheit macht den deutschen Markt generell attraktiv für Infrastrukturinvestitionen. Nachdem die Bedeutung von Großspeichern für die Energiewende im politischen Raum lange systematisch unterschätzt wurde, gewinnen auch sie nun insbesondere in der jüngsten Vergangenheit auf der politischen Agenda zunehmend an Relevanz, und damit auch regulatorisch. Mit der Veröffentlichung der Stromspeicher-Strategie Ende 2023 macht die Bundesregierung einen ersten wichtigen Schritt, um die Rolle von Großbatteriespeichern im Rahmen der Energiewende auch politisch zu definieren. Sie zielt darauf, die Ausbaudynamik von Stromspeichern zu unterstützen. Eine Absichtserklärung, die nun durch konkrete politische Maßnahmen untermauert werden muss, um eine tatsächliche Schlagkraft zu entwickeln und den Energiespeichermarkt weiter zu stärken. Denn Batteriegroßspeicher finden zwar eine stabile rechtlich-regulatorische Umgebung vor, dennoch gibt es auch hier noch einige Hürden zu überwinden. So müssen beispielsweise noch immer langfristige und umfassende Lösungen zu den Themen Netzentgelten, Baukostenzuschüsse, Netzanschlussbedingungen oder Bürokratieabbau in der Entwicklung beschlossen werden. Und auch der netzdienliche und marktliche Einsatz von Speichern, beispielsweise im Redispatch, sollte insbesondere auch hinsichtlich der Reduzierung von Netzengpässen und Kostensenkungs-Potentialen dringend verbessert werden. Es bedarf jetzt einer schnellstmöglichen aktiven Steuerung durch die Politik, um Investitionssicherheit langfristig zu stärken. So kann der dynamische Ausbau von Großbatteriespeichern die Energiewende vorantreiben, Kosten senken und Energiesicherheit in Deutschland stärken.
Die Bedeutung von stationären Großbatteriespeichern für das Energiesystem und die Energiewende hat in ganz Europa in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Eine Vielzahl an neuen Großprojekten untermauern diese Entwicklung. Deutschland bietet als größter Strommarkt Europas mit einem starken Ausbau erneuerbarer Energien und einem enormen Wachstumspotential eine ideale Umgebung für Investitionen in Großbatteriespeicher. Der Markt befindet sich in einem neuen Reife-Stadium, das durch vielfältige Anwendungsszenarien und dynamische Marktbedingungen geprägt ist. Betreiber von Großbatteriespeichern profitieren von einem stabilen rechtlich-regulatorischen Umfeld, das langfristige Planungen und Investitionen ermöglicht. Die Kombination aus politischer Unterstützung, wie der kürzlich veröffentlichten Stromspeicher-Strategie, und der steigenden Relevanz von Großspeichern auf der politischen Agenda, schafft zusätzliche Anreize und stärkt die Position Deutschlands als attraktiven Standort für Energiespeicher. Entwicklungen die auch bei nationalen sowie internationalen Investoren auf großes Interesse stoßen. Trotz einiger verbleibender Herausforderungen zeigt sich Deutschland als führender Markt für Speicherlösungen, der maßgeblich zur Energiewende beiträgt.